Mittwoch, 6. Oktober 2010

Awe Bagamiso …

Die Normalität ist nach den Schulferien wieder in der NWF eingekehrt. Zum Glück :)
Letzte Woche waren statt 6, bis zu 18 Kinder in der Pre-School, die ich mit einer anderen Deutschen alleine zu betreuen hatte. Das war richtig anstrengend und je mehr die Kinder mitbekommen haben, dass wir auch keine Ahnung haben, desto chaotischer war alles. Die Spiele, die ich mir überlegt habe, wurden nicht verstanden. Das liegt nicht nur an der Sprache, vielmehr an dem mangelnden Teamverstädnis, dass die Kinder haben.

In der Pre-School hatte ich aber nur bis Mittwoch zu tun, dann waren die Lehrerinnen zurück. Am Donnerstag konnte ich mit den anderen aus meinem Theorieunterricht zum Traffic Department fahren, um mich für meine Theorieprüfung anzumelden. Und das war Südafrika deluxe … :)

Treffen war für viertel nach 7 an der NWF angesetzt. Als pünktliche Deutsche habe ich das natürlich auch eingehalten, weil wer um halb 8 nicht da wäre, sollte nicht mitkommen. Soweit abgesprochen, in der Praxis aber Pustekuchen !! Ich war eine der ersten, nach und nach kam der Rest an. Dann waren wieder welche weg. Bei dem Shop um die Ecke oder sie sind wieder nach Hause gegangen. Der Fahrlehrer war auch ab und zu verschollen und um 9 ging es dann langsam in den Van. Bei ich erstmal schön die Tür ausgehebelt habe. Das erste Traffic Department war dann falsch, das zweite haben wir erst nach einer Stunde gefunden. Da herrschte dann auch die reine Bürokratie und am Ende mussten alle auf mich warten, weil ich erst registriert werden musste.

Gegen zwei waren wir wieder zurück. 10 Uhr war eigentlich angepeilt. Dafür aber gut gesättigt. Wir hatten zum Lunch Gatsby, ein riesiges Sandwich in dem Pommes, Fleisch, Salat und Sauce drin ist. Schmeckt arg fettig, macht aber satt und ist so richtig Fast Food :)

Eigentlich wollten wir mit Marius noch ein paar Museen in Kapstadt anschauen, das wurde dann gekippt und stattdessen haben wir einen Filmnachmittag in der NWF gemacht.

Am Freitag hatte ich auch Pre-School frei und insgesamt zu acht sind wir in die Stadt gefahren. Das Artscape Theatre hat zum Tag der offenen Tür geladen und wir haben uns mit Minitaxi und Zug auf den Weg gemacht. Vor Ort war der Tag der offenen Tür aber nur ein Gerücht. Stattdessen wurde eine Führung improvisiert und dann haben wir auf dem Vorplatz getrommelt. Alle haben einfach getanzt und irgendwelche Rhythmen gespielt. Das hat mir sehr gefallen. Zum Mittag dann wieder Gatsby in einem Park in Kapstadt.

Zu Hause kam dann der Hammer. Wir sind nun stolze Besitzer eines Fernsehers, mit ganzen 4 Fernsehprogrammen, immerhin in Farbe :)

Am Samstag haben wir uns endlich an die Stadtrundfahrt getraut. Das war das absolute Touristenprogramm, aber wunderschön. Nun haben wir einen ungefähren Überblick von der Millionenstadt. Wir waren in Camps Bay, dem Strand der Reichen und Schönen, konnten in superteure Villen am Hang rein spähen. In der Stadt gab es auch zahlreiche Stops und vom Tafelberg aus, ist der Blick über Kapstadt einfach einmalig.

Gegenprogramm lieferte dann der Sonntag. Zum ersten Mal seit langer Zeit ging es wieder in die Kirche. Predigt war noch immer auf afrikaans, von daher gut öde.

Danach sind wir aber zum ersten Mal so richtig ins Township gegangen. Die Mutter von einem Fußballcoach hatte Geburtstag und wir waren zum Lunch eingeladen. In unserem Umgebung gibt es zwei verschiedenen Arten von Townships. Nach Lavender Hill wurden vielen Menschen aus dem District 6, mitten in Kapstadt, zwangsumgesiedelt. Von daher mussten unter der Apartheid binnen kürzester Zeit viel Wohnraum entstehen, Mehrfamilienhäuser wurden gebaut. Von der Größe entsprechen diese ungefähr einem Komplex von vielleicht sieben Reihenhäusern. 3 Stockwerke hoch, die Treppen sind draußen angebracht, wohnen 120 Menschen auf engsten Raum zusammen. Die Wohnung ist insgesamt so groß wie unser Wohnzimmer in Hamburg und umfassen neben Küche und Bad ein kleines Wohnzimmer und zwei winzige Schlafräume.

Bei dem Soccercoach wohnen mindestens 6 pro Nacht zusammen. Er, seine beiden jüngeren Brüder, Papa, Mama und Oma. Drei Generationen auf super kleinen Raum zusammengepfercht. Doch kann ich mir auch vorstellen, dass mal andere Familienmitglieder oder sein Kind bei ihnen schläft. Privaten Besitz gibt es kaum, für Schränke gibt es kein Platz.

Als wir kamen wurde mit einigen Nachbarn gerade Domino gespielt und in der Küche Unmengen von Essen gemacht. Wir haben mitgeholfen und gespielt, mit der Oma geredet, die zehn Kinder, unzählige Enkel und Urenkel hat. Gegessen wurde aber nicht zusammen. Ein großes Esstisch gab es einfach nicht und jeder hat es sich auf einem Bett oder dem Sofa bequem gemacht. Als Gäste haben wir als erstes Essen bekommen. So richtig viel und so richtig lecker, auch wenn ich voll das schlechte Gewissen hatte, weil ich auch mit weniger klar gekommen wäre.

Gegen Nachmittag sind wir dann wieder gefahren, die ganze Familie stand auf dem Treppenabsatz und hat uns nach gewunken.

Anschließend haben wir dann das andere Townshipleben kennengelernt. Ein Freiwilliger aus der NWF wollte afrikanisch für uns kochen.

Wahnsinnig viele kleine Straßen, Wellblechhütten rechts und links, viele Menschen und viele Hunde, die den ganzen Tag draußen sind. So hatte ich mir das typische Township vorgestellt. Der Freiwillige wohnt alleine mit seinen 3 kleinen Geschwistern zusammen. Er ist vor 3 Jahren aus Johannesburg gekommen, seine Vater kennt er nicht und seine Mutter ist vor einem Jahr gestorben. Aber er geht zur Schule, was hier nicht selbstverständlich ist, arbeitet bei Mc's und engagiert sich viel in der Zeit, die er dann noch hat.

Wir haben nochmal so richtig viele Leute kennengelernt. Eine Freundin hat Minke und mir die Haare geflochten und ständig kam irgendwer rein, hat sich gesetzt und mit uns geredet. Die meisten rochen stark nach Alkohol und waren gut betrunken. Am Anfang war das noch ganz lustig, aber als man immer mehr Menschen begegnet ist und realisiert hat, dass das wohl immer so ist, hat einen das nur traurig gemacht, weil die Menschen wirklich nichts anderes haben. Gut gegessen haben wir dann auch noch mal, richtig afrikanisch. Aber ich habe keine Ahnung wie man das schreibt :)

In der NWF wird im Aftercare das Weihnachtsstück nun vorbereitet, was mich eigentlich voll beschäftigt und auch richtig Spaß macht. Dann ist die Pre-School nebenbei auch gar nicht mehr so anstrengend.

so reicht erstmal :)