Sonntag, 26. September 2010

Heritage Day

Am Freitag haben wir endlich einen der vielen südafrikanischen Feiertage miterlebt. Heritage, das kann man am besten mit irgendwas zwischen Herkunft und Erbe übersetzen, wurde gefeiert und die NWF hat ein „against crime“-Event in Lavendar Hill organisiert. Geld war keins vorhanden, und das provisorische Equipment sich von anderen Hilfsorganisationen zusammen geliehen. Losgehen sollte es laut Plan um 10. Eine halbe Stunde vorher waren wir da und der Aufbau fing gerade an. Gegen 11 startete dann das Programm, gestresst war keiner.

Es sind viele Kinder und Jugendliche aus der Umgebung aufgetreten, haben gesungen und getanzt. Und wie so oft ist mir aufgefallen, wie erstaunlich deren Kraft und der Ausdruck ist. Einige Kinder und Volontäre aus dem Aftercare haben auch gesungen und während wir zum ersten Mal ein bisschen um das Gelände der NWF gelaufen sind, kamen von überall Kinder angerannt. Einige haben mich aus der Vorschule wieder erkannt und meinen Namen geschrien, andere fanden es einfach nur spannend, „Weiße“ kennen zu lernen. Und nur von einem Mädchen wurden wir angebettelt.

Angeschlossen an das „Bühnen“- Programm, fand ein Soccer-Tunier statt. Von da an bot sich mir ein Bild, wie ich mir ein Township in Südafrika immer vorgestellt habe. Auf einer ziemlich zugemüllten Rasenfläche, tummelten sich viele farbige Kinder. Manche in Trikots, manche mit richtigen Sportschuhen, manche in Schlappen und Jeans. Ein Mädchen sogar in Schlafanzug und Bademantel. Überall wurde mit Bällen gespielt, viele Fallrückzieher geübt oder andere heftigen Sportsachen gemacht. Es gab einen großen Grill von dem Burenwürste verkauft wurden (ziemlich lecker und ziemlich südafrikanisch) und keiner hatte so richtig einen Plan, aber alle hatten Spaß. Von vielen der anderen Freiwilligen haben wir die Familien kennen gelernt. Von zwei Volontären hab ich auch zum ersten Mal den Nachwuchs gesehen. Die haben schon dreijährige Kinder!

Das Ganze ging insgesamt 8 Stunden, gut zwei länger als geplant. Aber hier läuft halt alles nach südafrikanischer Zeit. Eigentlich auch gar nicht schlimm, weil mit dem Auto könnten wir ja fahren, wann wir wollen. Aber das gibt seit Donnerstagabend auf dem Pick'n Pay Parkplatz keinen Murks mehr von sich. Wir wollten nur kurz Wäsche abholen und einkaufen gehen und sind dann nicht mehr los gekommen. Marius ist zum Glück vorbeigekommen und hat uns zur Farm geschleppt. Da haben wir dann zu dritt das Auto angeschoben und irgendwann ist es auch angesprungen. Auf zur Tankstelle und Batteriewasser nachgeladen, ging es auch nicht mehr von alleine an. Auch langes rumfahren hat nichts genutzt und jetzt müssen wir bis Montag warten, damit die alte Karre in die Werkstatt kann.

Eigentlich schade, weil wir morgen endlich die Stadtrundfahrt machen wollten. Aber wir sind bei Marius zum Grillen und Bundesliga gucken eingeladen. Eigentlich wäre das heute schon angesagt, weil Heritage-Day auch National-Braai-Day genannt wird. Sozusagen „Nationaler Grill Tag“, was die Südafrikaner viel und gern machen und irgendwie ihre Herkunft ist. Aber wir waren den ganzen Tag bei der New World und haben da mit Burenwürsten gebraait und wurden schon wieder zu vielen Sachen eingeladen.

Weg waren wir auch schon am Mittwoch. Mit einem von der NWF und dem Freund der alten Freiwilligen in einem super Café-/ Kneipending , wo „Open Mic“ war und jeder Amateurmusiker, spielen kann. Auf einmal waren dann so richtig viele Deutsche um uns rum. Aber auch mit vielen Südafrikanern konnte ich reden.

Oooh und nächsten Donnerstag habe ich wahrscheinlich meine Theorieprüfung. Die kostet hier mit Unterricht inklusive, einfach mal 16 Euro. Hoffentlich hab ich dann bald meinen Führerschein und kann in einer alten, schrottplatzreifen Karre im Linksverkehr, durch Kapstadt brettern :)

Internetstick geht immer noch nicht, dafür habe ich eine Nähmaschine in Sicht.

Grüße aus Kapstadt !

Donnerstag, 23. September 2010

Vom vorletzten Wochenende ... :)

Der erste Monat ist nun schon vorüber, ich gewöhne mich immer mehr an den Gedanken, dass ganze nächste Jahr in Kapstadt zu verbringen. Das liegt vor allem an dem tollen Wochenende, an dem ich so viele Dinge zum ersten Mal erlebt habe.

Angefangen mit einer Beerdigung (nicht ganz so toll), die am Freitag vormittag in der Kirche neben uns war. Die Verstorbene kannte ich zwar nicht mal vom sehen, trotzdem hat mich eine der Lehrerinnen mit genommen, damit ich einmal ein richtig afrikanisches „funeral“ sehe. Die Kirche war brechend voll, ich hab mich nur an Eingang gestellt. In normalen, bunten Klamotten und als eine der wenigen Weißen hab ich mich mehr als fehl am Platz gefühlt. Vorne wurde gesungen und direkt vor mir lag der offene Sarg. Die Trauergäste kamen rein, haben ein Stückchen Baumwolle genommen und um den Kopf der Verstorbenen gelegt und sich ein letztes Mal verabschiedet. Nach 5 Minuten sind wir zum Glück wieder gegangen, ich glaube ich hab mich in den letzten 4 Wochen nie so unwohl gefühlt.

Freitagabend waren wir dann das erste Mal richtig feiern. Mit zwei lokalen Freiwilligen aus der New World, das war witzig. Mir ist nur aufgefallen, wie sehr ich den HVV und die Sicherheit Hamburgs vermisse. Und darauf möchte ich auch nicht auf immer verzichten. Also Transportsysteme und das man nachts auch mal alleine über eine Straße gehen kann. Es war so kompliziert, das Ganze zu planen und man konnte nicht einfach sagen, welchen Bus man nimmt und das man sich irgendwie aufm Berg trifft ;)

Samstag morgen ging es dann nach Observatory mit zwei Anderen aus der New World. Total nettes Studentenviertel, das eigentlich nur aus einer tollen Straße besteht. Mit Cafés, Buch- und Plattenläden. Ein bisschen wie die Schanze in klein. Zum ersten Mal sind wir mit den legendären Minitaxen und Vorortszügen in die Stadt gefahren. Und alle Reiseführer haben gelogen! Ich hab mich nicht einmal unwohl oder gefährdet gefühlt. Nur heiß und stickig war es.

Der Frühling kommt nämlich allmählich. Sonntag waren wir mit kurzer Hose und T-Shirt zum ersten Mal am Strand. Ein Freund der ehemaligen Freiwilligen hat uns mitgenommen, wir sind durch die ganzen kleinen Strandorte und durch die Berge gefahren. Die Landschaft ist wirklich unbeschreiblich hier. Auf der einen Seite hat man Berge und auf der anderen Seite den türkis klaren Indisches Ozean. Zum Schwimmen war es noch eindeutig zu kalt. Durch den Ozean weht eigentlich immer ein frischer Wind. Der sogenannte „Cape Doctor“, der das Western Cape sauber und rein hält.

Dafür, und das war eigentlich viel besser als Schwimmen, haben wir Pinguine gesehen. Eine Viertel Stunde Autofahrt von „zu Hause“ weg, liegen Pinguine am Strand und am Wegrand und watscheln munter durch die Gegend. Ich hoffe, dass ich die Bilder wirklich bald mal hoch laden kann, weil es einfach so unvorstellbar ist !!

Auf dem Rückweg haben wir noch in Muizenberg Halt gemacht. Das ist der Strand, an dem wir praktisch wohnen und Mechak hat uns die netten Ecken gezeigt. Total das bunte Treiben, wegen einem Straßenfestival, dass da stattgefunden hat. Wir haben noch einen anderen Deutschen kennengelernt, der seit einem Jahr in einem Kinderheim in Kapstadt arbeitet. Total komisch inmitten von Südafrikanern auf einmal mit jemanden, also nicht Minke oder Jan, deutsch zu reden.

Unter der Woche wollen wir jetzt auch mehr unternehmen, damit sich unser Abendprogramm nicht auf Helge Schneider, Simpsons und Kochen beschränkt. Morgen geht' s in eine Mall bei uns. Ich will endlich, dass der Internetstick auch bei mir geht, Briefe sollen losgeschickt und Fotos gedruckt werden. Und ich hoff, ein Buch für den Theorieunterricht hier zu bekommen, um bald, ganz bald meine Theorieprüfung machen zu können.

Kapstadt hat auf jeden Fall mehr zu bieten, als ich auf den ersten Blick gedacht habe. Wandern gehen steht auch noch ganz oben auf unser Liste. Vielleicht schon nächstes Wochenende.

Bis dahin :)
Luisa

Mittwoch, 8. September 2010

Neues aus Lavendar Hill

So meine Lieben,

alles unverändert gut hier in Lavendar Hill. Sogar noch besser, weil die Gangs wohl erstmal Frieden geschlossen haben und es wieder ruhig auf den Straßen geworden ist.

Ich versuch mich auch mal kürzer zu halten :)

Bei der Arbeit klappt auch alles besser und ich fange an Juna mehr und mehr zu verstehen. Wenn sie den Kindern mit einem Lineal auf die Finger haut, entschuldigt sie sich (wenn auch nur bei mir) und sagt, dass sie zu Hause leider nicht anders behandelt werden. Das sei „die einzige Sprache, die sie verstehen“, auch wenn es ihr schwer fällt. Trotzdem baue ich eine ganz andere Beziehung zu den Kindern auf. Aggressiv werde ich auch manchmal, versuch das dann runterzuschlucken und sie hören auch immer besser auf mich.

Im Aftercare ist auch alles beim Alten. Jeder Tag ist nur auf eine andere Weise anstrengend, weil irgendwas immer schief läuft. Die Teilnehmer sauer aufeinander sind, einer in der Ecke stehen muss und von der Gruppe getrennt wird. Die Gruppe fängt gerade mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsspiel an, ständig werden Weihnachtslieder geträllert und vor allem bei den Mädchen hört sich das so wunderschön an ...

Am Wochenende waren wir zum ersten Mal alleine in dem alten Opel Monza auf den Straßen Kapstadts unterwegs. Eine wirkliche Höllenautofahrt. Wir wollten zuerst Fußballschuhe für Jan kaufen, haben jede Ausfahrt verpasst, hatten keine detaillierte Straßenkarte und jedes Mal beim Anfahren hat die alte Karre so dermaßen aufgeheult, dass sich nach uns umgeschaut, wir häufiger mal ausgelacht wurden. Problem war nämlich, dass er beim Anfahren vom ersten in den dritten Gang rutscht, ohne dass mans merkt. Wir sind relativ schnell von unserem ursprünglichen Plan abgekommen, eine Stadtrundfahrt zu machen und waren stattdessen in Kirstenbosch, einem botanisches Garten. Vor allem Minke hat sich über die Flora und Fauna gefreut und die beiden haben so dermaßen viele Bilder von wirklich jeder Pflanze gemacht. War trotzdem witzig.

Auch lernen wir laufend neue Leute kennen, die irgendwas mit uns machen wollen. Plan fürs Wochenende steht schon grob, darauf freu ich mich :) Allerdings werden wir von den Deutschen immer wieder gewarnt, vorsichtig zu seien. Bei allem was erzählt und versprochen wird sollen wir immer 50 % abziehen, damit es halbwegs der Wahrheit entspricht.

Langsam fang ich auch an, all die alltäglichen Dinge zu vermissen. Allen voran Mama und ihre Kochkünste ;-) Aber auch einen Fernseher. Wenn wir mit den Kindern in TV-Room gehen, feier ich das immer stark. Neulich gab es Toy Story und ich habe voll mitgefierbert. Viel mehr, als die Kinder selber und es war schön mal wieder so richtigen Nonsense zu schauen.

Afrikaans lerne ich auch jeden Tag ein bisschen. Die Vorschulkinder bringen mir gerade zählen bei und wenn ich mich anstrenge, verstehe ich auch worüber sich unterhalten wird. Richtig witzig ist, das „lekker“ gut heißt und ganz viel vom lekker dag gesprochen wird, wenn man einen guten Tag hatte.

So weit erstmal von mir. Eure Karten kommen nach und nach an. Über jede freue ich ganz wahnsinnig und sie werden alle an meine Tür gepinnt :)

Und das Hochladen der Fotos will ich auch bald regeln. Hab schon ein paar als Email verschickt, versuch sie aber in einem Internetcafé bald auf meinem Blog zu veröffentlichen !!