Donnerstag, 10. März 2011

NEU NEU ... Bergfest ... NEU NEU :)

Nun ist es also Anfang, fast Mitte März und das heißt, dass mein Besuch nun bald endlich kommt :)

Am 29. März kommt Lili für 3 Wochen, wir werden zusammen die Ostküste lang fahren und von Backpacker zu Backpacker reisen. Wenn wir Glück haben, schaffen wir es bis kurz vor Port Elizabeth.

Ende April geht es für sie wieder nach Hause, über Ostern bin ich „alleine“ und dann kommt Marie nach Kapstadt geflogen. Sie bleibt bis Mitte Mai und dann brechen auch schon meine letzten 3 Monate in Südafrika an.

So richtig kann ich es noch gar nicht glauben, dass der größte Teil meines Freiwilligendienstes vorbei ist und die Zeit rückwärts läuft. Vor allem nach Weihnachten ist die Zeit echt gerannt und ich habe ein bisschen Bedenken, dass die Zeit mit meinem Besuch verfliegt und ehe ich mich versehen, sitze ich wieder im Flieger nach Deutschland. Vor allem planen Jan und ich noch eine Rundreise nach Lesotho und Swaziland im Juni und dann bleibt mir nur der Juli in Lavender Hill.

Aber wenn es mit den Reisen so klappt, wie ich es mir wünsche, habe ich vieles von dem gesehen, was Südafrika zu bieten hat. Ende Januar war ich ja in Durban und Umgebung (Große Stadt an der Ostküste) und alles war so anders, als in Kapstadt. Zum einem war das Wetter viel extremer, hohe Temperaturen, noch höhere Luftfeuchtigkeit und da Durban am indischen Ozean gelegen ist, war das Wasser sehr viel wärmer. Zum anderen hatte man viel mehr als in Kapstadt das Gefühl, wirklich in Afrika zu sein. Bei uns gibt es die Townships, und unter der Woche leben wir in unser eigenen, irgendwie afrikanischen Welt und wenn wir am Wochenende in die Stadt fahren, fühlen sich manche Ecken, wie eine europäische Großstadt an. Die Häuser sind nett restauriert, es laufen viel Weiße durch die Straßen und das Gesamtbild von Kapstadt st wirklich nett.

In Durban hingegen ist die Innenstadt ein einziges schwarzes Gewusel. Überall bahnen sich Minitaxen ihren Weg (während man in der Innenstadt von Kapstadt kaum welche sieht) und aus jeder Ecke kommen andere Beats. Dafür ist Durban's City nachts auch sehr viel gefährlicher als Kapstadt, da darf man sich selbst in den größten Straßen als Weißer nicht frei bewegen, was bei uns eigentlich nicht so das Problem ist.

Wir hatten zwei Wochenenden in Durban, haben bei einem anderen Freiwilligen gewohnt und ständig waren noch andere Deutsche dabei. Dazwischen lag unser Zwischenseminar in Pietermaritzburg, etwa eine Stunde außerhalb von Durban. Meine Erwartungen waren nicht besonders hoch, weil ich mich in letzter Zeit richtig eingelebt, meinen Platz in der Pre-School gefunden habe und es mir ziemlich gut geht. Aber es hat so viel Spaß gemacht, sich mit anderen Freiwilligen auszutauschen, Gemeinsamkeiten in den Projektstellen zu entdecken und über Lösungen oder Veränderungen nachzudenken. Sowohl unsere Arbeitsphasen, als das gesamte Drumherum waren klasse und die Zeit ging viel zu schnell vorbei.

Also hatte ich 10 Tage Afrika, aber mit einem enorm hohen Anteil an Deutschen. Vor allem das Zwischenseminar, was ein wenig in der Pampa war und wo auf dem Gelände eigentlich nur Deutsche rumgelaufen sind, hätte auch irgendwo im Nichts in Deutschland stattfinden können. Nur das Wetter war besser.

Also brauchte ich ein bisschen um wieder zu Hause in Lavender Hill anzukommen.

Vor allem, weil ich mich mit vielen auf Anhieb gut verstanden habe, natürlich weil wir deutsch sind, die gleiche Sprache sprechen und uns in fast der gleichen Situation befinden. Aber ist das etwas, was mir im Township fehlt. Das ich richtige Freunde unter den Coloureds finde. Wenn sie Interesse zeigen und etwas mit uns unternehmen wollen, denke ich häufig, dass es darann liegt, das wir als Weiße eine Art Statussymbol sind und sie hoffen von uns profitieren zu können. Unter anderem weil wir ein Auto haben und deutlich mehr Geld zur Verfügung, als der Großteil in Lavender Hill.

Ein ganz andere Schnack sind manche Jungs oder Männer, die irgendwas ganz abstruses denken, wenn sie ein weißes Mädchen sehen. Ich habe schon die merkwürdigsten Angebote bekommen und ganz oft geben sie auch sehr wirren Kram von sich, der als Kompliment gemeint ist, mir aber ein bisschen Angst macht :)

Aber das ist in Ordnung, da weiß ich nach über einem halben Jahr damit umzugehen und außerdem gibt es noch die Muddis aus der Küche, mit denen ich Stunde um Stunde in meinen Pausen zusammenhocke und viel Spaß habe. Und außerdem bekomme ich mit Abstand die meiste Post, viele Anrufe und Mails, was mich meine Freunde in Deutschland nicht vergessen lässt.

Sonst ist nicht viel Neues passiert. Seit Anfang des Jahres sind im Creche die neuen Kinder. Unsere Klassenstärke hat sich von 25 auf 36 erhöht, was die Arbeit um einiges anstrengender macht. Aber komme ich auch besser mit den Kleinen klar. Ich kenne den täglichen Arbeitsablauf in- und auswendig und weiß, wie ich in den meisten Situationen zu reagieren habe (schlagen tue ich die Kinder aber immer noch nicht !!)

Ich bekomme mehr Verantwortung von Juna. Ich bin noch immer die deutsche Freiwillige, die Sachen wegräumen und nicht so tolle Aufgaben erfüllen muss, aber werde ich auch immer öfter mit der Klasse alleine gelassen und kann dann meine eigenen Ideen umsetzen. Das klappt mal gut, mal nicht so gut, weil auch die Neuen sehr aggressiv sind. Außerdem können die Meisten nur kleine Brocken Englisch, aber mein afrikaans wird immer besser, ich kann sie eigentlich immer verstehen und mach ihnen schon klar, was ich von ihnen will :)

Und so ein paar Härtefälle haben wir auch dabei. Entweder verstehen sie echt nicht, wenn ich sie zu mir herwinke oder sie sind es von zu Hause nicht gewohnt. Und nach und nach bekomme ich auch Dinge mit, die bei den Kindern zu Hause passieren. Wir haben ein Zwillingspärchen, das zum Beispiel gerade bei ihrem Vater wohnt. Der ist drogenabhängig und die Kinder inhalieren das Zeug ständig. Ein Junge hatte 2 Wochen ein blaues Auge und wollte nicht erzählen, was passiert ist. Natürlich kann das auch was harmloses sein, aber so brutal, wie der ist, denkt man da schon an das Schlimmste. Außerdem kann kein Kind die verschiedenen Farben auseinanderhalten und benennen, aber wenn sie um 2 Uhr von ihrem Mittagsschlaf aufwachen, setze ich mich mit ein paar Kindern hin. Ich bring ihnen die Farben bei und sie müssen kleine Sachen, wie Strichmännchen und Smileys malen.

Von diesen Geschichten kann ich eine Menge erzählen, aber gibt es auch Kinder, die unter „normalen“ und behüteten Umständen aufwachsen. Ein Mädchen, mit einem riesigen zahnlosen Lächeln, kommt ständig an, brüllt „huggie“ und schmeißt ihre Arme in die Luft, damit ich sie drücke. Da muss ich aber nach wie vor aufpassen, dass Juna das nicht sieht.

Die Situation in Lavender Hill ist leider immer noch nicht besser geworden. Im neuen Jahr sind die Gangfights noch einmal neu aufgeflammt. Es gab wieder eine Menge Schießereien, viele auch in unmittelbarer Nähe zur New World Foundation. Eine Situation ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben.

Und irgendwie ist es zu kompliziert, sie im Detail zu schildern, vor allem weil man das Gebäude der New World dafür vor Augen haben müsste. Auf jeden Fall haben zwei der vier Klassen draußen gespielt und auf einmal sind die Lehrerinnen voll hektisch geworden und alle 80 Kinder mussten blitzschnell rein, weil direkt neben dem eingezäunten Spielplatz ein Mann mit einer Waffe stand. Er hatte eine Jacke über seinen Arm gelegt, aber ein vorbeigehendes Mädchen damit bedroht, die ist dann völlig panisch in den Creche gelaufen, weshalb die Lehrerinnen aufmerksam wurden. Ich weiß nicht, warum das Mädchen ausgerechnet zu mir kam, auf jeden Fall war sie völlig aufgelöst und wollte, dass ich sofort die Polizei rufe. Ich hab sie dann zu den Aunties in die Küche gebracht.

Diese Situation spiegelt nur echt gut wieder, wie willkürlich und paradox es in Lavender Hill zugehen kann. Ich kenne so viele Menschen, die mit den Gangs nichts zu tun haben wollen, aber die Schießereien und die ständige Präsenz der Gangmember, beeinträchtigt ungewollt auch ihr leben. Und am schlimmsten finde ich es nach wie vor, dass die Kinder damit aufwachsen müssen. Einige der Kinder haben die Gun gesehen und unter all den 160 Kindern hat sich die Geschichte wie ein Lauffeuer verbreitet, auch wenn viele gar nicht verstehen oder einordnen können, was da passiert ist. Ich meine auch, dass viele noch zu klein sind um die ganze Tragweite dessen zu verstehen, aber schon jetzt nehmen sie solche Ereignisse wirklich mit. An Mittagsschlaf war an dem Tag nicht mehr zu denken, so aufgekratzt waren sie …

Sonst hat es bei uns auf der Farm neulich gebrannt. Ein Kuferkabel wurde geklaut, dass die Stromversorgung zu unserem großen, elektrischen Gate regelt. Der Strom wurde dann für mehrere Minuten auf die anderen Häuser umgeleitet, weshalb wir Hochstrom hatten, bis viele Leitungen durchgeknallt sind. Um kurz nach 23 h ging im Office-Gebäude dann der Alarm los. Wir dachten zuerst, dass das auf Kurzschluss zurückzuführen ist. Tatsächlich war es aber der Feueralarm, weil in einem Büro eine Leitung komplett durchgeschmort ist und einen Brand ausgelöst hat. Zum Glück waren die anderen Deutschen plus Besuch da, unser Boss Jan de Waal ist auch noch gekommen. Nur die Feuerwehr wurde nicht gerufen, weshalb ein Fenster eingeschlagen wurde und mit dem Gartenschlauch das Feuer gelöscht wurde.

Als Konsequenz daraus mussten wir 2 Wochen Farmpatrouille machen. Jan, weil er ein Junge ist, musste jeden Abend, alle halbe Stunde mit Taschenlampe bewaffnet über das ganze Gelände laufen. Aber nur bis 10, weil danach die Diebe wahrscheinlich auch schlafen gehen :)

Minke und ich hatten dann einen Tag am Wochenende. Das heißt alle Stunde, aber nur zu zweit, weil wir Mädchen sind, alles ablaufen und schauen, ob irgendwo ein Loch im Zaun ist oder ähnliches.

Das ist zum Glück wieder abgeschafft, seit Kurzem haben wir einen Sicherheitsmann, der vorne in einem Container wohnt und die ganze Nacht patrouilliert.

An den Wochenenden war auch wieder viel und ich bin einmal alleine mit Minitaxi und Zug in die Stadt gefahren. Von Seiten unserer Organisation ist das nicht so doll gewünscht. Aber ich bin im Hellen gefahren und außerdem ist es echt bemerkenswert wie schnell man Leute in Südafrika kennenlernt und wie viel mehr Vertrauen sie zu Weißen als zu Farbigen oder Schwarzen haben, obwohl sie selbst dunkel sind.

Außerdem haben wir zwei neue Mitbewohner, die auch in der New World arbeiten. In dem einem Haus sind wir jetzt 3 Mädels und die beiden Jungs wohnen hinten in einer kleineren Hütte. Bei uns geht auf jeden Fall jetzt das volle WG-Leben mit Putzplan und allem drum und dran los.

Das war es erstmal vom Kap, wie man Bilder hoch lädt, weiß ich immer noch nicht. Außerdem ist meine Kamera gestohlen worden, weshalb es eh keine neuen gibt. Aber es ist ja nur meine Kamera …

Wann ich wieder schreibe, weiß ich noch nicht. Die nächsten 3 Wochen werden wahrscheinlich nicht so spannend und dann kommt mein Besuch !!!

Liebe Grüße an euch !!

1 Kommentar:

  1. Mensch Lulu, wie schön wieder so ausführlich von Dir zu Lesen :) Wir sind so stolz auf Dich und freuen uns trotzdem sehr, dass die Uhr nun rückwärts läuft...
    big big hug - m.
    miss you so much - every day!

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